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Budafok – Tétény (Großteting)
Budafok war eine unbestreitbare Hochburg der ungarischen Weinproduktion und des ungarischen Weinhandels im letzten Jahrhundert, somit kann dieser Stadtbezirk stolz auf seinen wohlverdienten Titel „Stadt der Trauben und der Weine” sein. Dieses Gebiet verfügt über einzigartige Bedingungen für die Weinproduktion in Ungarn und ist für sein Kellersystem mit einer geschätzten Länge von ca. 100 km, in dem auch heute zahlreiche preisgekrönte Kellereien der Wein- und Sektproduktion untergebracht sind, berühmt.
Der Name verpflichtet, deshalb hat auch dieser Stadtbezirk die Pflicht, jahrhundertealte Erfahrungen und Traditionen des Winzerberufs zu sammeln, zu pflegen und weiterzugeben. In unserer modernen Welt wird jedoch die traditionelle Weinproduktion immer mehr zum Opfer der Technik. Die nach Holz riechenden alten Weinfässer werden durch Edelstahlbehälter ersetzt, somit ist eine Weinkellerklima keine Grundanforderung mehr und wird bereits ein großer Teil der Arbeiten mit Maschinen ausgeführt. Deshalb müssen wir ( auch) die letzten Möglichkeiten nutzen, um den kommenden Generationen jahrhundertealte Erfahrungen und Verfahren der Weinproduktion und der mit ihr verbundenen Berufe – wie Böttcher und Korkenmacher – zu bewahren. Traditionen werden in Budafok weiter gepflegt.
Einst waren Budafok und Tétény wichtige Trauben und Wein produzierende Gemeinden: es gibt Beweise dafür seit dem Altertum. Seit den 1850er Jahren fuhren täglich 6mal Schiffe zwischen der Hauptstadt und der Gemeinde Promontor, die damals ein bedeutendes Touristenziel war. Touristen aus allen Teilen Ungarns besuchten mit großem Interesse diese Gemeinde, sogar auch für mehrwöchige Urlaubsaufenthalte. In den Weinlesenzeiten gab es keine Häuser, bei denen keine Gäste untergebracht wurden. Anfang der 1880-er Jahre erschienen die Rebläuse (Phylloxera) und verursachten eine riesige Zerstörung, durch welche die Weinproduktion auf ein Minimum schrumpfte. Man wollte Weintrauben aus Kostengründen nicht mehr wieder anbauen; die einstigen Weinberge wurden wüst, dann wurden auf ihnen allmählich immer mehr Ferien- und Wochenendhäuser gebaut. Zu jener Zeit begann die Weinkultur dieses Stadtbezirks in Richtung Weinhandel zu bewegen: die Weinhändler, die in immer größer Zahl erschienen, entwickelten Budafok zu einem Weinhandelszentrum in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Weine aus anderen Weingebieten in Ungarn wurden über Budafok vertrieben und vermittelt.
Um die Jahrhundertwende entwickelte sich Budapest zu dem Zentrum der ungarischen Lebensmittel- und Verarbeitungsindustrie und einer Weltstadt. Der Quarzsandstein, der als Baustoff bei den Bauarbeiten – u.a. beim Parlamentgebäude und der Burg Vajdahunyadvára – in Budapest eingesetzt wurden, wurde aus dem Bergwerk in Budafok gefördert. Die Weinhändler in Budafok lagerten ihre Weinvorräte überwiegend in den Kellerlabyrinthen in der einstigen Gemeinde Promontor. Budafok wurde zu einer Gemeinde, die eine kräftige Entwicklung zeigte. Sektherstellung, Branntweindestillation, Herstellung von Franzbranntwein und anderen alkoholischen Getränken vervollständigten ihre bedeutenden Kellereien und ihren Weinhandel. Die Nähe der Donau, der Landstraße 6 und der Hauptstadt (Budafok-Nagytétény ist seit einem halben Jahrhundert der XXII. Stadtbezirk von Budapest) sowie die beiden wichtigsten Eisenbahnlinien von Ungarn, welche die Gebiete jenseits der Donau mit der Hauptstadt verbinden, verliehen Budafok eine große Bedeutung im Handel. Reiche Weinhändler, Bankiers und ihre Nachfahren bauten dort prunkhafte Schlösser und Villen und gaben durch ihren Reichtum Arbeit den Menschen in Budafok.
Budapest verlor im 20. Jahrhundert durch die anhaltende Schrumpfung der Grünflächen und Bebauungen an seinem herzlichen, von Gastwirtschaften und Weindegustationen, beherrschten Charakter; seine Kelterhäuser mit Keller und seine Weinlokale wurden abgerissen. Allein in Budafok hat man nun die Chance, ein winziges, jedoch wertvolles Stück dieser Geschichte zu entdecken und den kultivierten Weingenuss in einer harmonischen Umgebung zu erleben.
Stiftung
Die „Öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts für bildende und angewandte Kunst für die Kultur im XXII. Bezirk” sorgt für die Vorbereitung und Umsetzung der kulturellen Entwicklung „Budafok Weinstadt”.
Die Selbstverwaltung des XXII. Bezirks gründete diese öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts im Dezember 2000, um den heutigen und kommenden Generationen Kulturwerte und Traditionen dieses Stadtbezirks zu erschließen, zu pflegen und bekannt zu machen und eine geeignete ästhetische Umgebung für eine starke Freizeit- und Bildungskultur zu bieten.
Ein weiteres Ziel ist, die Zusammenarbeit mit Mäzenen der öffentlichen Bildung und des lokalen Kunstlebens aufzubauen. Die öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts pflegt und schütz die Kulturwerte, vertritt und fördert die Künste, bereichert Institutionen und öffentliche Flächen im Stadtbezirk mit hochwertigen Kunstwerken der bildenden und der angewandten Kunst, um die Lebensqualität der Bezirksbewohner zu heben und den Künstlern im Bezirk herausfordernde Aufgaben aufzutragen.
Die öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts förderte bisher insbesondere Kunstwerke für Institutionen und öffentliche Flächen und legte dabei einen kleineren Wert auf den Schutz des gebauten Kulturerbes. Der Bezirk setzte sich jedoch eine touristische Entwicklung auf Basis des Kulturerbes, wobei dem Kellersystem in Budafok eine wichtige Rolle zukommt, zum Ziel. Die Entstehung des Kellersystems umfasst die gesamte Geschichte dieses Stadtteils und bietet dem Projekt zahlreiche Möglichkeiten für deren Darstellung. Zu diesem Zweck übernimmt die öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts auch Investitionen für die Entwicklung des Kulturerbes.
In diesem Projektrahmen wird die Entwicklung „Weinstadt Budafok” im Keller Záborszky und Umgebung durchgeführt. Dieser Keller trägt den Namen des ersten Bürgermeisters Nándor Záborszky von Budafok, der in einer Rezession den Aufschwung von Budafok herbeiführen konnte. Der Keller Záborszky liegt auf einer ca. 10.000 qm großen Fläche, von der eine ca. 3.500 qm große Fläche durch diese Entwicklung betroffen ist.
Die öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts möchte künftig auch zu der Entwicklung der nötigen Infrastruktur für eine starke Freizeitkultur beitragen. Durch die Entwicklung im Keller Záborszky wird im Kellerteil, der zur Weinstraße führt, ein ständiger Ausstellungsraum für die von der öffentlichen Stiftung des bürgerlichen Rechts für anspruchsvoll befundenen Kunstwerke von – in erster Linie – lokalen Künstlern eröffnet. Dabei wird da auch ein exklusiver Souvenirladen, in dem ebenfalls Kunstwerke, die von der öffentlichen Stiftung des bürgerlichen Rechts als anspruchsvoll befunden wurden, gekauft werden können, betrieben.
Weinstadt Budafok
Die Weinbautraditionen in Budafok gehen ganz auf die Römerzeit zurück und auch in der Zeit der Könige aus dem Haus Árpád gab es eine große Traubenanbauten am Borhegy („Weinberg”) in Budafok. Zum Ende der 1800er Jahre funktionierten bereits mehr als 300 Weinkeller in Budafok und beheimateten neben der Weinherstellung sowohl die Sektherstellung als auch die Branntweinherstellung. Budafok erhielt 1987 den Titel „Internationale Stadt der Trauben und der Weine” als Anerkennung der Weinbautraditionen in Budafok. Auf diesen Traditionen aufbauend möchten wir Aufschwung in die touristischen Attraktionen in Verbindung mit der Weinkultur in Budafok bringen.
Auf der langen geschichtlichen Vergangenheit sowie der Weinkultur und den Weinbautraditionen in diesem Stadtbezirk aufbauend kann 2010 die touristische Entwicklung in unserem Stadtbezirk mit 300 Mio. Forint EU-Förderung begonnen werden.
Unter der Leitung der Öffentlichen Stiftung des bürgerlichen Rechts für bildende und angewandte Kunst für die Kultur im XXII. Bezirk werden aus einer EU-Förderung ein Touristen- und Kulturzentrum als Teil des im Sommer 2011 fertig zu stellenden Projekts in den heute noch unbenutzten Teilen im Keller Záborszky aufgebaut und die Pestkapelle über dem Keller renoviert.
Zur Steigerung der touristischen Attraktivität des Kellersystems in Budafok wird eine Weinstraße ähnlich einem Freilichtmusem errichtet, um zehn Weingebiete von Ungarn mit den charakteristischen Kellerfassaden vorzustellen. Darüber hinaus möchten wir den Besuchern auch das Handwerk des Winzers bzw. in Verbindung damit auch die Holzschnitzerei, die Böttcherei und den Schiffsbau in einem Weinbaumuseum vorzustellen. Auch Veranstaltungen zum Thema Weinbau sollen die Liebhaber der Weinkultur in der Weinstadt Budafok empfangen.